Wir sind Menschen und doch könnten wir uns menschlicher verhalten, könnten menschlicher sein. Es ist nicht so, dass uns etwas fehlt, dass wir unvollkommen sind; es ist vielmehr so, dass wir seit Jahrhunderten und Jahrtausenden einer Verschleierung im Denken, im Fühlen, im eigenen, noch engen Bewusstsein unterliegen, die uns umfängt und unsere seelische Kraft und unser feines Wahrnehmen schwächt.
Es gibt Wahres, dass mancher und manche nicht wahrhaben möchte: Wir, als Seelen, können verletzt sein. Wir, als Körperwesen, können Dinge in der Vergangenheit getan haben, die uns und unseren Nächsten geschadet haben. Die Auswirkungen unseres Handelns tragen wir bis heute in uns, körperlich und seelisch. Auch heute noch fügen wir uns und anderen im Denken, Handeln und Wirken oftmals Schaden zu. Nicht immer erkennen wir, was wahr ist und was Illusion. Unser Gemüt ist sprunghaft: Mal ist uns Dieses ein Halt und einige Zeit später finden wir schon Jenes. Prüfe ehrlich, wie heil du innerlich bist und wie du dein Leben ausrichtest.
Es gibt Wege in eine Neue Menschlichkeit. Wir könnten, jeder und jede für sich und wir als Kollektiv, achtsamer sein mit uns selbst, liebevoller mit uns und unseren Nächsten, bewusster in unserem Denken, Fühlen, Körperempfinden und Handeln, weiser an unser inneres Selbst angebunden, gesünder im Körper, heiler in der Seele, hoffnungsvoller in unserer Sicht, kraftvoller in unseren hilfreichen und erbaulichen Taten, verbundener in der Familie der Menschen auf Erden.
Jede und jeder könnte hier und heute beginnen, Wege in eine neue Menschlichkeit zu gehen. Der neue Moment beginnt immer auch in dir selbst. Hebe einmal deinen Blick, mache deine Augen weit, öffne dein Gehör und atme tief ein und aus. Alles Leben ist hier und alle Wege beginnen im Jetzt. Spürst du das innere Lächeln in dir? Den Mut, die Kraft und Schönheit, die ein Teil deines Wesens sind?
Das, was getan und erwirkt werden könnte, lässt sich in die folgenden Worte und Abschnitte fassen. Hake ab, was du in deinem Umfeld bereits erreicht hast.
1. Aus dem Denken und aus dem Kopf heraustreten
Wir lassen uns von Zahlen leiten und treffen aus dem Kopf heraus Entscheidungen, die über Leib und Wohl bestimmen. Wir schulen das Denken, unterdrücken das Fühlen, nehmen die feinen Ausdrücke des Körpers kaum wahr und sind uns unseres eigenen Spürens nicht bewusst. Wir verbringen die meiste Zeit des wachen Tages im Denken, sind im Denken, im Raum unseres Kopfes, und haben uns in den selbsterschaffenen Gängen und Räumen des Verstandes verloren.
Es gibt Tore aus den Räumen des Denkens, hinaus in das vollständige und wahre eigene Erleben, das die Sinne, das Körperempfinden, Fühlen, Spüren und reine Sein miteinbeziehen. Es gibt eine Form des Menschseins, in der im Verstand Gedanken sind, kommen und gehen, in der wir selbst Worte und Bilder im Geist erschaffen und wir gleichzeitig im Fühlen, in den Sinnen, im Spüren, im berührenden Kontakt mit unseren Nächsten sind und mit uns selbst verbunden.
2. Das eigene Fühlen befreien
Der gesunde Menschenverstand ist zur Zeit geschwächt. Denn der Verstand allein weiß nicht, was hier und jetzt stimmig und unstimmig ist, was in der Tiefe der eigenen Seele gut und schlecht ist. Der allein auf sich gestellte Verstand holt alle Verhaltensausrichtungen und Wertungen aus in der Vergangenheit gespeicherten Mustern. Das Denken braucht das freie und gleichwertige Fühlen, Spüren und Körperempfinden an seiner Seite, um wahrhaft weise und liebevoll Wege zu gehen. Erst im erweiterten Bewusstsein, aus dem Denken herausgetreten, sind wir klar, wach und mit uns selbst verbunden.
Denn Denken ist eine Form der inneren Kommunikation. Ohne sich des eigenen Fühlens, Spürens und Körperempfindens bewusst zu sein, können wir nicht zwischen eigenen und fremden Gedanken unterscheiden.
Das eigene Fühlen halten wir in der Alten Zeit bis heute dem Denken untergeordnet. Jedes der fünf Grundgefühle: Angst, Wut, Freude, Leid und Traurigkeit ist ein tiefer und weiser Ausdruck des eigenen Selbst, wenn er wahr und wirklich im eigenen Fühlen erscheint. Es ist möglich, den Sinn des Fühlens in uns zu entdecken, das eigene Fühlen aus dem Netz der Konzepte und eigenen Urteile zu befreien. Wenn wir unser Denken aus der herrschenden Rolle herausnehmen, können wir unser Fühlen neu erlernen.
Um in eine neue Menschlichkeit zu gelangen, braucht es den Schritt aus dem Denken heraus, sodass die Gedanken in uns selbst sicht- und hörbar werden, sodass wir nicht mehr unbewusst durch die Gänge des Verstandes laufen, sondern das Denken in uns wahrnehmen, wie wir die Eindrücke des einfallenden Lichtes als Sehen wahrnehmen, den eintreffenden Schall als Hören, die Geruchs- und Geschmacksmoleküle als Riechen und Schmecken, die Berührungen der Haut als Tasten, die Impulse der Nerven als Körperempfinden, die inneren Färbungen als Gefühl, die Eindrücke der höheren Sinne als Spüren, die Verbundenheit zum eigenen Selbst als reines Sein.
Keines der fünf Grundgefühle ist dem Menschen als Last oder Plage gegeben. Jedes ist, wenn es wahrhaft im eigenen Gemüt auftaucht, eine Weisung des eigenen weisen und liebenden Selbst. Es sind allein die Konzepte des Denkens, die dieses bis heute nicht wahrhaben möchten.
Der Mensch der Neuen Zeit lebt im Fluss seiner und ihrer Gefühle, ohne diese zumeist auf seine Nächsten zu richten. Je mehr inneren Halt wir in uns selbst wiedererlangen werden, desto mehr können wir frei denken und frei fühlen, ohne eigene Gefühle als Emotion anderen entgegenzuwerfen.
Die Liebe ist ebenso ein Fühlen – es ist möglich, Liebe in sich zu empfinden. Zugleich ist Liebe mehr als allein ein Gefühl: In der Liebe in sich selbst öffnet sich das Feld der Alltagsgefühle, öffnet sich das Herz und das eigene Wesen des lichtvollen Menschen tritt zu Tage. Zugleich ist Liebe auch das Wort für ein magisches Band zwischen zwei Menschen im Besonderen.
3. Die eigene Dimensionalität begreifen
Jeder Mensch ist Körperwesen, Seelengeist und Selbst zugleich. Für das Errichten einer neuen Menschlichkeit ist es nötig, nach und nach in das eigene vollständige Erleben zu gelangen. Um wahr und wirklich zu erleben, ist es nötig, aus den Räumen des Denkens und damit aus Illusionen und Konzepten herauszutreten, siehe oben.
Wem dieses gelingt, sieht wach, hört, riecht, schmeckt, tastet, empfindet den eigenen Körper bewusst, fühlt bewusst, hört und sieht die Gedanken in sich und spürt. Wer das Spüren im eigenen Bewusstsein zulässt, erkennt diese Eindrücke als objektive Sinneseindrücke (engl.: to sense), die andere spürige Menschen ebenso wahrnehmen. Wer spürend lebt, erkennt das Leben als weiter und mehrschichtiger als allein die körperlichen Zustände und Vorgänge im dreidimensionalen ‹Physischen›. Um in eine neue Menschlichkeit zu erwachen, ist es nötig, sich selbst als Körperwesen zu empfinden und zugleich als Seelengeist zu erleben. Erleben ist der Schlüssel zur Neuen Menschlichkeit, denn es ist wahr und wirklich, dass jede und jeder von uns Körperwesen und Seelengeist zugleich ist. In der Welt kann weder Gesundheit, noch Frieden entstehen, wenn wir, wie in den zurückliegenden Jahrhunderten, unsere Existenz als Seelengeist kollektiv leugnen.
Wer sich selbst als Seelengeist erkennt und das Seelische in den Augenblicken des Alltags erlebt, erlangt eine erweiterte Sicht auf das Geschehen um sich herum und auf das eigene Wirken. Liebesbeziehungen, Eltern-Kind-Beziehungen, Arbeitsbeziehungen, Geschäftsbeziehungen werden sich konstruktiv, weise und mitfühlend wandeln.
4. Die Dimensionalität der Erde und des Lebens begreifen
Wir haben vieles noch nicht erkannt, was hier und heute wahr und wirklich ist. Dieses war eine Notwendigkeit im Zuge der Inkarnation der Seele in den Körper und des Selbst in den Seelengeist, der von Inkarnation zu Inkarnation lebt und wirkt. Es ist stets eine tiefe Entscheidung der Seele und letztlich des Selbst, das eigene Bewusstsein zu weiten, seelisch tief zu atmen und darin sich selbst weitumfänglich zu erleben. Erkenntnisse gehen mit wahrem Erleben einher – ohne das Erkannte nicht auch zu erleben, verbleibt es eine bloße Idee und letztlich ein weiteres Konzept, das das freie Denken einfängt und das vollständige Erleben in die Räume der Illusionen zieht.
Vieles Wahre und Wirkliche ist bis heute von Schleiern umgeben. Es waren notwendige Beschränkung, um uns auf Erden voll und ganz in das Leben als Körperwesen einzulassen.
Es ist zunächst ein Gedanke, eines Tages zu erkennen, dass alles um uns herum und auch unser Körper dreidimensional ist, dass es ebenso lebendiges Vierdimensionales geben könnte, dass die allermeisten Menschen mit ihren fünf ersten Sinnen allein Dreidimensionales wahrnehmen. Wenn deine Seele diesen Gedanken zulässt, ist es eine tiefe Erkenntnis, die dein Leben und infolge auch dein Wahrnehmen grundlegend wandeln kann. Der Schleier um diese Erkenntnis war und ist hilfreich für die, die Unbekanntes, Ungesehenes als fremd und bedrohlich abzuweisen suchen.
Um unser Leben auf Erden mehr in die eigenen Hände zu nehmen, ist es unumgänglich, dass einige bis viele im Körper inkarnierte Menschen sich der Mehrdimensionalität des Lebens auf Erden bewusst werden.
5. Der eigenen und kollektiven Verletzungen gewahr werden
Wenn wir erkannt haben, dass wir nicht nur Körperwesen, sondern auch Seelengeist und Selbst sind, und dieses auch wahrhaft erleben und erfahren, dann stellt sich die Frage: Kann ich als Seelengeist auch verletzt sein, kann ich verletzt werden?
Die Antwort ist offenkundig. Das Selbst ist nicht inkarniert, ist für den Verstand unbegreiflich, und für die wahrnehmende Seele nur im Gewahrsein erfahrbar. Die hier erlebten Qualitäten den Selbst sind: Lebendigkeit, innere Weite, Leichtigkeit, inneres Lächeln, Verbundenheit mit anderen Seelen, Reinheit, Frieden, Liebe, Gestaltungskraft. Wenn wir ehrlich zu uns sind, leben wir diese Qualitäten in vielen Momenten nicht. Es scheint eine Schale, eine innere Distanz zwischen dem Körperlichen, dem Seelischen und dem ‹eigenen› Selbst zu bestehen. Diese Distanz sind unsere Verletzungen. Ein starkes Ego zu pflegen ist auch eine Form der Verletzung.
Wer als Körperwesen Schmerzen, Wunden, Entzündungen, Parasiten in sich trägt, kann kaum in der vollen Lebendigkeit, Leichtigkeit, im inneren Lächeln, in der Verbundenheit, in gespürter Reinheit, im Frieden mit sich selbst und in der Liebe leben.
Nun gibt es Menschen, denen körperlich, auch nach Sicht der Medizin, nichts fehlt, und dennoch leben sie weder in Kraft noch Liebe. Wären wir körperlich und seelisch heil, so wären wir ganz wir selbst und würden die Qualitäten des Selbst leben. Wo sind die Verletzungen der Menschen, denen körperlich nichts fehlt?
Der Seelengeist kann ebenso verletzt sein wie das Körperwesen. Es gibt Geschehnisse im Leben, als Kind, als Jugendlicher, als Mann oder als Frau, die in der Seele eine Wunde hinterlassen, ohne dass ein Arzt oder Chirurg eine Verletzung feststellen kann.
Eine seelische Verletzung kann im Körperlichen nach und nach eine physische Krankheit ausbilden, wenn sie nicht gesehen wird.
Um die Tugend der physischen und seelischen Gesundheit zu errichten und zu wahren, ist es individuell und kollektiv nötig, die vielen Formen seelischer, mentaler, emotionaler Gewalt und des verletzenden Einwirkens zu erkennen und offenzulegen. Es ist nötig, dass Ärzte auch Heiler werden, damit sie beide Seiten des Menschen, das Körperwesen und den Seelengeist sehen und seine Verletzungen erkennen.
Ebenso wie jeder Mensch eine eigene Seele ist, so schließen sich auch die Menschen eines Landes zu einer kollektiven Seele zusammen. Auch diese Seele kann verletzt sein, denn auch ein Land interagiert auf seelischer, mentaler, emotionaler, willentlicher Ebene mit den kollektiven Seelen der angrenzenden und entfernten Länder.
Nur Menschen innerhalb eines Kollektivs, die selbst einen hohen Grad an körperlicher und seelischer Gesundheit, Klarheit, Reinheit, innerem Frieden, Verbundenheit und Liebe in sich selbst verwirklicht haben, sind in der Lage, die Verletzungen ihres Kollektivs zu sehen, zu hören und zu spüren. Für die Gesundheit der Menschheit braucht es Kollektivheiler und Kollektivheilerinnen, deren Sicht und Wirken von ihren Mitmenschen anerkannt wird.
6. Achtsamer Umgang miteinander und heilende Verbundenheit
Wenn wir uns der seelischen Verletzlichkeit gewahr werden, werden wir zum einen mitfühlend erkennen, wer seelische Verletzungen in sich trägt und zum anderen das eigene Denken, Sprechen und Wirken achtsamer und selbstbewusster in Händen halten.
Wer eine unbewusste seelische Verletzung, eine Trauma, in sich trägt, der wirkt stetig auf seine Mitmenschen in bestimmender Art und Weise, damit diese seine eigene Verletzung nicht berühren. Er wirkt so liebes- und freiheitsfeindlich auf andere, ohne sich dessen zumeist bewusst zu sein, aus Selbstschutz heraus.
Wir werden in dem Maße miteinander achtsamer und mitfühlender leben, in dem es uns gelingt, unsere eigenen seelischen Verletzungen zu heilen und darauf achtzugeben, uns keine weiteren Verletzungen zuzuziehen.
Vieles heilt im Gesehenwerden. Bis heute fehlt uns vor lauter Eingebundenheit, Verwirrung, Abgelenktheit und Erschöpfung der innere Halt, individuell und kollektiv. Je mehr Menschen erwachen und in sich heilen, desto mehr Halt haben sie für sich und können sie ihren Nächsten zur Verfügung stellen.
7. Stärkung und Gesundheit des Körpers
Wir könnten körperlich wesentlich gesünder, beweglicher, kraftvoller und auch schöner sein. Wir könnten auch nach Jahrzehnten im Körper weniger Schmerzen und Entzündungen in uns tragen.
Jeder Mensch verfügt über Selbstheilungskräfte, die die Medizin bis heute kaum nutzt und anerkennt. Die seelischen Ursachen von Krankheiten werden bis heute kaum gesehen. Bis heute sind Ärzte und Patienten mehr mit dem Auslöschen von Symptomen beschäftigt und weniger auf tiefere Heilung bedacht.
Wesentliche Ursachen des Krankseins und Aspekte des Gesundseins werden kollektiv kaum beachtet und wenig in den Umgang gebracht: Das Säure-Basen-Milieu des Körpers, der Befall mit Parasiten, die mögliche Infektion mit Pilzen, die Bedeutung der Körpertemperatur für das Immunsystem, der übermäßige Verzehr von schnellwirksamen Kohlehydraten, die Ausgewogenheit unserer Nahrung in Eiweiß, Fett und Kohlehydraten, die verschiedenen Qualitäten der verfügbaren Fette, der energetische Zustand der Nahrung, das Erkennen des eigenen Nahrungstypus, die Individualität des Menschen, der Zustand und die Gesundheit unseres Verdauungstraktes, die bewusste Aufnahme der Nahrung schon beim Kauen, die Wirkung von eindrücklichen Bildern, Worten und Geräuschen auf den Organismus, die Überfütterung des Verstandes mit Informationen, die Wirkung von Funkstrahlung, die Wirkung von Internetpornograhie und -gewalt, die Gründe für den übermäßigen Verzehr von Zucker, Kaffee und Alkohol, die Gründe für die Abgelenktheit von den eigenen Körperempfindungen und vom Fühlen, das weit verbreitete Sprechen und Handeln aus dem Denken heraus, die Irrglauben der Medizin, die kollektive Last der Gesundheitskosten, die Machenschaften im Gesundheitswesen, die Verletzlichkeit der Seele, der seelische Sinn von Krankheiten, die Natürlichkeit der Geburt, das Zusammenwirken von Körperwesen, Seelengeist und Selbst, das Hören der Botschaften des Körpers und der Seele, die Kraft des tiefen Atems, die heilsame Liebe zwischen Mann und Frau, die innere Aufrichtung des Menschen, die heilsame Kraft von Berührung und Austausch, die Offenheit des Herzens, was die Seele wirklich braucht, Lebensenergie und Erfüllung, die Rückbesinnung auf unsere eigene innere Stärke und Heilkraft, die Verbundenheit mit uns selbst.
Je mehr wir uns selbst bewusst werden, desto mehr werden wir erkennen, was für den eigenen Körper nährend und heilend ist.
8. Stärkung und Gesundheit der Seele
Ist der Körper gesund, kann die Seele aufatmen. Nur manche Krankheit hat eigenen seelischen Ursprung, vieles andere ist durch Nahrungs- und Umwelteinflüsse bewirkt. Wenn ein Kind mit Zucker großgezogen wurde und schon als Jugendlicher, als Jugendliche, mehrere tiefe Füllungen vom Zahnarzt erhielt, sind den Selbstheilungskräften Grenzen gesetzt.
Zunächst braucht es eine kollektive Einigung, was ‹Körper›, ‹Seele›, ‹Geist› und der ‹Verstand› des Menschen ist. In diesen Texten ist mit ‹Körper› unsere Präsenz im Dreidimensionalen gemeint: alles, was ein schulmedizinischer Arzt begreift, was ein Chirurg mit seinen physischen Augen sieht, ist Körper. ‹Seelisch› ist alles, was für die ersten fünf Sinnen nicht begreifbar ist, solange keine Hellsinnigkeit vorliegt.
Grundlegend kann die Zuwendung zum Seelischen kollektiv erst erfolgen, wenn wir in uns selbst erleben, dass wir mehr sind als nur Körper. Es braucht Erfahrungen des Fühlens, des Hörens und Sehens der Gedanken in uns und vor allem: des Spürens. Denn erst das Spüren weitet unser Wahrnehmen in einen für die ersten fünf Sinne unsichtbaren Bereich unseres Daseins. Fühlen ist hingegen individuell, die jeweils eigene Färbung des Gemüts in diesem Augenblick.
Wenn wir Menschen gesamthaft Körper und Seele sind, dann ist Geist und Verstand im Bereich des Seelischen zu finden. Der Begriff der ‹Seele› umfasst damit den Geist, den Verstand, das Selbst des Menschen. Gedanken sind für den Arzt und Chirurg nicht auffindbar. Es ist dem reinen Weltmenschen unverständlich, wie ein Patient im Nahtodbereich die Gedanken der ihn umgebenden Ärzte und Krankenschwestern hören kann, als ob sie laut gesprochen wären. Es ist ihm unverständlich, wie feinsinnige Nächste auf die eigenen Gedanken und inneren Bilder regieren können, obgleich doch die Schulmedizin sagt, dass alles Denken allein in den Windungen des eigenen Gehirns geschieht.
Um unsere Seele gesund zu halten, braucht es ein Erleben und Erkennen des Seelischen im eigenen Alltag. Wir kommen als Seele auf die Welt und sind bereits bei der physischen Zeugung voller eigener Erfahrungen und Persönlichkeit. Wir bringen nicht nur innere Reife und eigene Weisheit mit, sondern auch verletzte Prägungen aus zurückliegenden Leben.
Jede Seele hat sich etwas für ein neues Leben vorgenommen. Es sind bereits Verabredungen mit anderen Seelen getroffen. Es gibt manches wiedergutzumachen, machen seelischen Auftrag zu erfüllen und etwas Bestimmtes zu erreichen.
Wer die Seele und die eigenen seelischen Prägungen ignoriert, wird Gesundheit und Krankheit kaum ganzheitlich erkennen können.
Es gibt einen erlebbaren Unterschied zwischen Freude und Erfüllung. Ein alter Mensch kann trotz körperlicher Beeinträchtigungen innerlich erfüllt sein, wenn sie oder er der eigenen Seele im Leben gefolgt ist, wenn er sich in den eigenen seelischen Strom eingelassen hat mit all den Erfahrungen, die ein solches Einlassen mit sich bringt. Ein gleichalter Mensch mit ebensolchen körperlichen Beeinträchtigungen, der ein Leben lang nur nach Freude und Befriedigung im Außen Ausschau hielt, kann im Alter unerfüllt verbittern.
Um uns auch seelisch gesund zu halten, ist es nötig, seelische Gewalt und Verletzungen zu erkennen und kollektiv bewusst zu machen. Es gibt Worte, die dem anderen an den Kopf geworfen, seelische Verletzungen hervorrufen, wie ein Stein im Körperlichen, der den anderen hart trifft. Es gibt Möglichkeiten, sich im Seelischen ebenso zu verteidigen, wie bei einem Gefecht im Physischen. Wer seelische Angriffe einfach nur erträgt, hat fortan seelische Pfeile in sich stecken, die lange brauchen, bis sie abfallen und sich die seelische Haut wieder regeneriert. Aus seelischer Sicht ist das eigene Umfeld bewusst zu wählen. Wir sind seelisch gesehen höchst individuell. Nur die eigene Seele weiß, und zeigt es auch im Fühlen, Denken, Körperempfinden und vor allem im Spüren, welche Mitmenschen, Behausung, Arbeit, Freunde und Freizeitaktivitäten hilfreich, stärkend, tröstend, haltgebend, befreiend und heilsam sind.
Es ist wichtig zu verstehen, dass jeder abrupte Schnitt, dem physischen Schnitt durch eine scharfe Klinge gleich, im Seelischen eine Verletzung hervorrufen kann. Der seelische Körper des Menschen braucht für alles Tiefe eine Zeit des Einlassens und im Nachgang eine Zeit des Ausklingens. Ein Mann, der im Schweiße seines Angesichts das Haus für die Familie gebaut hat und eines Tages auf einem Zettel an der Tür liest, dass die Frau mitsamt der Kinder ausgezogen ist, hat durch dieses Geschehnis einen tiefen Schnitt in seinem seelischen Körper, obgleich ihn physisch nichts berührt hat. Für eine Frau, die sich körperlich tief auf einen Mann einlässt, ist es schmerzhaft, wenn er mitten in der Sexualität das gemeinsame Spiel abrupt abbricht, weil er seinen Samen verlor. Für beide Geschlechter ist es seelisch schmerzhaft, wenn sich ein in Liebe verbundener Mensch heimlich einem oder einer anderen zuwendet, wenn ein Wort gebrochen wird, wenn offenkundige Hilfe unterlassen wird, wenn Gleichgültigkeit und innere Abwendung unausgesprochen an den Tag gelegt wird.
Wenn wir ein Bewusstsein für zwischenmenschliche, seelische Geschehnisse erlangen, können wir auch seelische Ärzte ausbilden. Eine Voraussetzung für diesen Beruf ist eine gewisse Gesundheit der eigenen Seele und Erfahrungen auf dem Gebiet der seelischen Heilung.
Um unsere Psyche und Seele zu heilen, braucht es ein eigenes Bewusstsein für die Ausdrücke und den Zustand der eigenen Seele und eine kollektive Achtsamkeit für das Körperliche und Seelische zugleich. In der Alten Zeit haben wir dem Seelischen wenig Raum und Beachtung geschenkt und unser Bewusstsein zumeist auf den rein physischen Aspekt unseres Daseins konzentriert.
9. Das Eigene finden
Wir erziehen in den Kindergärten und Schulen bis heute unsere Kinder so, als wären sie alle gleich. Die Ausbildungen führen in einen Beruf und dieser füllt das Leben.
Dabei trägt jeder Mensch eine Berufung in sich. Wir bringen Begabungen, Anlagen, Erfahrungen, Gaben und Fähigkeiten schon in die Geburt mit. Seelisch gesehen sind wir höchst verschieden. Jede Seele hat ein individuelles Ziel für dieses Leben vor Augen. Erfüllung findet der Mensch, wenn sie oder er dieses Ziel im Leben berührt und erreicht.
Stumpf und robotergleich wird der Mensch, wenn er die inneren Zeichen, Bewegungen und Fügungen ignoriert und sich allein dem Willensstrom des Berufs, der Familie und kollektiven Freizeit unterwirft.
Auch im Körperlichen sind wir verschieden. Wir haben von Geburt an einen eigenen Konstitutionstyp, der eine eigene Ausprägung an Nahrung bevorzugt. Auch innerhalb einer Familie tut nicht allen Mitgliedern dasselbe Essen gut. Auch innerhalb einer Familie ist nicht für alle dieselbe Menge an Sport, geistiger Tätigkeit, sozialer Kontakte und innerer Einkehr förderlich.
Unsere Körper und Seelen sind weise. Sie drücken in jedem Augenblick aus, was uns individuell gut tut und was nicht. Je mehr wir der Seele in uns, auch kollektiv, Raum geben, desto gesünder, glücklicher und erschaffender werden wir als Menschheit zusammenleben.
Bis heute dominiert das Denken über das Fühlen. Unser kollektives Denken ist voll von Wertungen in ‹gut› und ‹schlecht›, in ‹besser› und ‹schlechter›. Solange wir aus dem Raum des Kopfes und damit aus dem Denken heraus sprechen, handeln und wirken, solange bestimmen diese in uns eingeprägten Etiketten unser Verhalten. Zum Beginn der Neuen Zeit werden wir erkennen, was ‹gut› und ‹schlecht› wahrhaft bedeutet und wie jede und jeder von uns im Augenblick finden kann, was für ihn und für sie gut und schlecht ist.
10. Eine menschenwürdigere Welt
Wir könnten wesentlich erfüllter miteinander diesen Planeten bewohnen. Noch ist die Familie der Menschheit in Systeme aus Ungerechtigkeit, Obrigkeit, Unterdrückung und Ausbeutung eingebunden. Glaube nicht, dass dieses immer so sein wird. Es ist genug für alle da, sowohl Nahrung als auch Raum. Vieles wird sich natürlich regeln, wenn wir uns wieder an uns selbst und unsere innere Natur erinnern und ihr Raum im Leben geben. Im Kern sind wir Menschen lichtvolle Wesen, die Erfahrungen machen möchten, um sich unseres verbindenden Selbst bewusst zu werden. Hier auf der Erde leben wir seit vielen tausend Jahren Seite an Seite mit Kräften, die unmenschlich sind und in die Zerrissenheit führen. Sobald wir diese erkannt haben und unser Licht in uns halten, werden wir die Erde und unsere Welt in einer noch kaum vorstellbaren Weise lichtvoll wandeln.
Wir werden wesentlich bewusster leben, den meisten Geschehnissen im Kollektiv bewusst, im hilfreichen Austausch mit anderen Kulturen. Wir werden weltweit frei von Machenschafen leben, unsere Politiker werden wahrhaft von Volk berufen sein, jeder und jede eine Expertin auf ihrem Gebiet. Unsere Medizin wird allein dem Wohl und der Heilung dienen, wir werden Schul- und Ausbildungssysteme erschaffen, die die Gaben und die Berufungen des Einzelnen erkennen. Und wir werden, jede und jeder, genügend Geld haben für alles Nötige und für die Freiheit, sich zu kleiden, zu reisen und zu leben, wo wir möchten.
Es braucht hierfür keine lenkende Obrigkeit. Denn wir Menschen sind Teil einer kollektiven Seele, die aus sich selbst heraus, in Abstimmung mit den anderen Kollektivseelen, das Leben für alle in wundersamer Weise lebens- und liebenswert fügt.
11. Gemeinsame Ausrichtung
Wenn wir das Individuelle in uns erkennen und diesem mehr Raum geben, kann die Seele und der Mensch aufatmen und sich in der eigenen Erfüllung auch mehr dem Kollektiv widmen.
Wir könnten uns innerhalb unserer Kultur auf Tugenden des kollektiven und individuellen Handelns einigen:
1. Physische und seelische Gesundheit
2. Gleichberechtigung aller Menschen
3. Innerer und äußerer Frieden
4. Freiheit
5. Reinheit im Außen und Innen
6. Offenheit
7. Wahrheit
8. Würde
9. Austausch und Mitfühlen mit anderen Kulturen
Würden wir Einigung finden, so könnten wir unser individuelles und auch kollektives Denken, Sprechen und Handeln an diesen Tugenden ausrichten und bei jedem angedachten und besprochenen Schritt prüfen, welche Tugenden es stärkt.
In der Neuen Zeit ist ein seelischer Rat von Menschen hilfreich, die diese Tugenden aus eigener Kraft in sich verwirklicht haben, die mit ihrem inneren Selbst verbunden leben. Die Politik, Wirtschaft, Medizin und Rechtsprechung kann sich hier Rat holen.
Der Mensch ist in sich gut und lichtvoll, solange er heil ist. Es ist möglich, uns Menschen und die Welt wesentlich mehr zu heilen und diese seelische und physische Gesundheit zum Wohl der Planetin Erde und aller Wesen auf ihr zu erhalten.
Der Ausweg aus der derzeitigen Krise ist weniger das Kämpfen gegen Feinde, als vielmehr das mitfühlende Sehen und Erkennen des eigenen und äußeren Geschehens, ohne sich aus der Bewegung des eigenen Herzens abbringen zu lassen.
Jahn Christoph, geschrieben zwischen dem 20.9. und 3.10.2020, ergänzt am 6.10.2020